D-Wiesbaden
Platz der Deutschen Einheit
städtebaulicher Wettbewerb 2008
Größe: 2,3 ha
Neubauten: BGF 21.200 m²
Auftraggeber: SEG Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH
Programm
städtebaulicher Entwurf, Gestaltungsplanung, Platzgestaltung, Lichtkonzept, Freiraumplanung
Neue Kolonnaden vom Westend
Städtebauliches Konzept – Architektur | Ein prägnantes Ensemble aus zwei Hybridgebäuden, einem „Sporthallen-Büro-Einzelhandel-Gastronomiegebäude“ und einem „Schul-Einzelhandelsgebäude“ gibt dem Platz der Deutschen Einheit eine neue, wie klare stadträumliche Gestalt.
Auf dem historischen Kasernenstandort definieren nunmehr zwei in der Anmutung streng disziplinierte Baukörper in ihrer Komposition kraftvoll den Ort des „Platz der Deutschen Einheit“. Dieses bauliche Ensemble schafft signifikant die Anbindung des Westends über die Friedrichstrasse an die Innenstadt des historischen Fünfecks bzw. bildet in umgekehrter Blickbeziehung eine überzeugende Torsituation in das Westend hinein.
Das Thema der Kolonnaden, entspricht sowohl der Funktionalität des Programms, der städtebaulichen Idee und ist gleichzeitig in ihrer zeitgemäßen Umsetzung Reminiszenz an die historischen Vorbilder der Kurarchitektur des späten Klassizismus. Entlang der Schwalbacher Strasse zwischen Dotzheimer Strasse und Faulbrunnenplatz entsteht ein stadtbildprägendes, verbindendes Kolonnadenband. Die Kolonnaden, schon in römischer Zeit wichtiges städtebauliches Element, bei Schinkel architektonisches Konstrukt des humanistischen Bildungsideals der Romantik, werden hier konzeptuell archaischer Archetypus, der gestalterisch klare räumliche Situationen und Begrenzungen schafft, wie er ebenso qualitätvoll die unterschiedlichsten Funktionen vereint, ohne einer heterogenen Formensprache zu verfallen.
Die Sporthalle, sicherlich wichtigste und größte Funktion, integriert sich ganz selbstverständlich in den Baukörper und wird in ihrer Außenwirkung bewusst „nur“ Teil eines gestalterisch großstädtischen Gebäudes, ohne als Sporthalle deutlich in Erscheinung treten zu wollen. Gerade hier, im Verborgenen, fast „Geheimnisvollen“, liegt der besondere Reiz des Konzepts – nur die große einladende Geste der Freitreppe in den „Cortile“ im 1. OG verrät fast poetisch, dass in diesem Haus eine besondere Funktion verborgen ist.
Konzept der Platzgestaltung | Die Vielfältigkeit der geforderten Funktionen spiegelt sich in einer räumlichen Zweiteilung der zukünftigen Freiflächen in einen offenen Stadtplatz und einen kleinteiligeren Quartiersplatz wieder. Der Stadtplatz wird großzügig mit einer Intarsie aus größeren Plattenbändern in wechselnden Formaten belegt, die mit der Fassade des Baukörpers korrespondiert. Eine bereits vorhandene Baumgruppe bildet den optischen Mittelpunkt. Die Ausstattung beschränkt sich auf einladende Sitz- und Liegedecks in ihrem Stammbereich und erlaubt so eine weitgehend flexible Nutzung dieses Bereiches für Veranstaltungen aller Art.
Der Quartiersplatz ist raumwirksam von einem lichten Hain unterschiedlicher Kirschen überstanden. Linsenartige Rasenskulpturen mit wechselnden Höhen, unterschiedlichen Orientierungen und individuellen Bespielungen schaffen individuelle Räume und unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Ein Wasserspiel schafft zusätzliche Attraktivität und erfrischende Kühle. Der Belag wird aus einem pointillistisch anmutenden Wildpflaster aus Natursteinen aller Regionen Deutschlands gebildet. Die Ausstattung entwickelt sich abschnittsweise aus den Einfassungen der Rasenovale und kann je nach Bedarf durch zugeordnete Cafébestuhlung oder durch freie, flexible Möblierung (Prinzip Jardin Luxembourg) ergänzt werden.
Mitarbeiter
Dirk Brandau, Dominik Gerlich, Deniza Georgieva, Aleksandra Syrek