A-Innsbruck
Überbauung der Chirurgie Ost
Wettbewerb 2006, 4. Preis
Größe: BGF 3.800 m²
Invest: 13,5 Mio EUR
Auftraggeber: Tilak, Tiroler Landeskrankenanstalten Ges.m.b.H.
Programm
GMP – Labore, Zentrallabor, Klinikbibliothek
Architektonische Idee | Vorgaben ist, dass die bestehende Chirurgie überbaut wird, ohne dass ein vertikaler Lastabtrag der Aufstockung/ Überbauung durch das Bestandsgebäude geführt wird.
Was gibt einem „fliegenden“ Riegel eine zumindest vermeintlich leichte Anmutung? Wie schafft man es, einem „Haus über einem Haus“, dass tragkonstruktiv gezwungener Maßen sehr kühn konstruiert sein muss, die Erscheinung der absoluten Leichtigkeit zu geben? Einen Charakter des beinahe „Temporären“, Es zu entmaterialisieren, fast aufzulösen?
Es kann nur über die Materialität der äußeren Haut funktionieren. Denn innen ist das Haus ein pragmatisch durchorganisierter Funktionsbau mit klaren Raumbegrenzungen und funktionstüchtigen Fassaden.
Eine „gläserne“ Fassade, vermeintlich oft als leicht und transparent angesehen, schafft dieses Anliegen nicht, soviel sei hier vorweggenommen. Eine Glasfassade würde, aus der Perspektive des Straßenraums betrachtet, in der Realität eher „blockhaft“ und fast schwarz daher kommen. Jedes andere Material wie Metallpaneele oder Stein, würde den Riegel ohnehin eher stärken und „mächtigen“ als gewollt. Das architektonische Thema ist in diesem Fall die „Camouflage“, die bewusste Tarnung! Diese Tarnung wird hier Mittel zum Zweck. Eine leichte, von innen betrachtet, fast gänzlich transparente, geflochtene Konstruktion aus gespanntem Edelstahlgewebe, umspannt den Riegel und schafft die Quadratur des Kreises: Leichtigkeit und Auflösung zum Einen, gerade auch durch die Flechtung und zum Anderen, die Unterstreichung des elementaren Konzepts des „hängenden, durchgängig homogenen Riegels“, der sich zurücknimmt und keine Fassade im konventionellen Sinne mit geschlossenen und offenen Wandanteilen hat. Durch die Flechtung sind von jedem Raum seitlich immer wieder direkte, gewebefreie Durchblicke über die Stadt möglich. Aber auch das Gewebe selbst verhält sich nicht wie eine Sichtsperre, sondern ist von seiner inneren visuellen Anmutung eher wie ein leichter durchsichtiger Vorhang zu sehen. Wenn man so will, so entsteht in den eigentlichen Räumen fast ein „wohnlicher“ Charakter und aus dem Straßenraum betrachtet, „schwebt“ dort oben eine eher „luftige“ Konstruktion, in der Analogie passend zur Höhe, in der sie sich befindet. An einer einzigen Stelle auskragend in den Straßenraum mit einem „Gesicht“ – hier ist die Flechtung zurückgenommen – hier wird die Camouflage enttarnt, hier kommt der wahre Baukörper zum Vorschein.
TGA Konzept – Erschließung Labore | Die Erschließung von Laboren erfolgt grundsätzlich dann am besten, wenn der jeweilige Laborbereich selbst nicht für die Erschließung von anderen Laborbereichen genutzt wird, und wenn die Erschließung für Wartung, Revision und Umbau von Bereichen außerhalb des jeweiligen Labors zugänglich ist.
Mit dem vorliegenden architektonischen Konzept kann diese optimale Art der Anbindung erreicht werden, weil die Labore im 5. Obergeschoß unter dem Technikstaffelgeschoß angeordnet sind. Die Ver- und Entsorgung wird dabei wie folgt geordnet:
Zuluft-/ Abluftversorgung | Die Versorgung mit konditionierter Zuluft und die Abfuhr von belasteter Abluft erfolgt über den Techniktransfer im Staffelgeschoß. Im Staffelgeschoß werden auch die Volumenstromregler, die Nacherhitzer, die Ventilatoren und die eventuell notwendigen Brandschutzklappen angeordnet. Die Anordnung von allen Komponenten der raumlufttechnischen Anlagen, die einer regelmäßigen Wartung unterliegen außerhalb des GMP-Bereiches, erleichtern Wartung und Reinigung enorm.
Medienversorgung | Die Versorgung mit leitungsgebundenen Medien erfolgt aus den gleichen Gründen wie bei Zuluft- / Abluftführung bereits erwähnt aus dem Staffelgeschoß. Auch hier ermöglicht die Führung außerhalb des GMP-Bereiches Wartung, Revision und Umbau ohne den hygienisch hochwertigen GMP-Bereich begehen zu müssen.
Medienentsorgung | Die Entwässerung wird in den zwischen der statischen Konstruktion liegenden Schächten ins 4. OG geführt, dort gesammelt und in den Bestand weiter geleitetet.
Alle Abwasserführungen der Laborbereiche sind somit von außerhalb der Labore zu warten, zu überprüfen und zu revisionieren.
Energieversorgung / Information / Kommunikation | Die Trassierung der elektrischen Energieversorgung, sowie die Trassierung der IUK-Technik wird im 5. OG im Flurbereich realisiert. Aus Gründen der GMP-Erfordernisse werden die Flure allerdings Abhangdecken erhalten müssen, die zwar die Revisionierbarkeit der Technikbereiche erschwert allerdings aus hygienischen Gründen notwendig ist (Reinigbarkeit).
Platzierung Zentraleinheiten | Alle für die Raumlufttechnik notwendigen Zentraleinheiten werden im Staffelgeschoß aufgestellt. Die Anordnung im Staffelgeschoß ermöglicht kürzeste Wege für die Fortluftführung und die Außenluftansaugung.
Führung Bestandsmedien | Die Bestandsmedien, wie Fortluft, Strang Be- und Entlüftung und andere werden über dem Tonnendach gesammelt und in den beiden zentralen Schächten über Dach der Technikzentrale geführt.
Mitarbeiter
Ralf Herkrath, André Boucsein, Benjamin Bebiolka