D-Dortmund
Das rote Haus
Planungs- und Bauzeit: 2000-2002
Größe: BGF 335 m² | BRI 1031 m²
Kosten: 0,35 Mio. EUR
Programm
Wohnen / 2 WE
Kleines Haus, ganz groß
Architektonisches Konzept | Als Idee für dieses Haus stand eine „camera obscura“ Pate. Sinnfälliger Hintergrund waren Lage des Grundstücks und soziale Aspekte. Öffnung zur Sonne und Verschließen zur ehemals besonders unattraktiben direkten Nachbarschaft und früheren Brachflächen. Das Objektiv der „camera obscura“ bildet hierbei nach Südwesten eine vollverglaste Rückfront, gerahmt von einem fast 10 Meter hohen, 8 Meter breiten und 3 Meter tiefen, konisch zulaufenden Sichtbetonrahmen. Hier fällt Licht ein, hier beobachtet man bei schönem Wetter jeden Abend die Sonnenuntergänge in der Ferne, hier hat man den weiten Blick. Diese Fassade als Matrix aus dreißig 2,65 m bzw. 3,50 m hohen Kiefernfenstern abwechselnd unterschiedlich verglast, die allesamt nach außen zu öffnen sind, tritt in einen Dialog mit der Landschaft und der Weite. Von innen stellt sich dieses Wechselspiel aus unterschiedlichen Gläsern, in dessen transluzenten Flächen zeitweilig die Spektralfarben des Sonnenlichts reflektiert werden, fast kaleidoskopisch dar. Der Wechsel aus transparenten und transluzenten Flächen gibt den Bewohnern eine gewisse Intimität, schon fast ein schützendes Gefühl, trotz vollflächiger Verglasung und er schenkt den Räumen deutlich Höhe, da die Vertikalstruktur noch viel deutlicher in Erscheinung tritt. Diese Fassade zum Licht ist die offene Seite des sonst strengen und dreiseitig verschlossenen Monolithen aus 36,5er Ziegelmauerwerk (ohne WDVS!), tief eisenoxidrot, glatt gefilzt, mineralisch verputzt.
Geschlossene Fassaden zum Bauwich des Nachbarn, zur Straße und nach Norden definieren die rigiden und kubischen Seiten mit extrem schlanken Fensterschlitzen, liegend, stehend oder asymmetrisch winklig. Unterstrichen wird das Motiv des kompromisslos Kubischen durch innen bündige Fenster, die somit fast 40 cm tiefe Laibungen erzeugen. Die Fenster selbst treten gänzlich in den Hintergrund, verstärkt durch das Konstruktionsdetail, das sämtliche Blendrahmen von außen komplett unsichtbar sind. Was somit plastisch und konkret wird, sind die eigentlichen Öffnungen, die Schlitze des Monolithen, die nochmals einseitig durch 9 cm starke Sichtbetonlinien nachgezeichnet werden. Funktional sind dies die Fensterbänke aus Betonfertigteilen.
Der Eingang des Hauses stellt sich ebenso streng wie mächtig dar: Eine tief zurückliegende schlichte Holztür von fast 4 Metern Höhe, darüber 5 Meter rahmenloses Glas, außen und innen bündig eingeputzt, in einem fast haushohen Schlitz von gerade 1 Meter Breite, zeigt dem Ankommenden unmissverständlich, dass das Haus von hierher erschlossen wird. Innen ist viel Raum, auch viel Luftraum und Raumerlebnis. Durchblicke und Aufblicke, teils dreigeschossig, geben dem Inneren des Hauses Plastizität und dem Bewohner skulpturale Eindrücke.
Die Dachterrasse als vierte Ebene, erschlossen durch einen Glaskasten, ist mit einem zu beiden Hausseiten spannenden Sichtbetonrahmen überdacht. Den Bewohnern wird das Gefühl eines südländischen Feriendomizils vermittelt ( es fehlte bei diesen Fotos noch der Holzboden)– unterstrichen durch eine blaue, 15-jährige und 5 Meter hohe Pinie, die per Kran in eigenem Betontrog auf das Dach „verpflanzt“ wurde und bei Sonne verführerische Licht- und Schattenspiele erzeugt. Sie kann nun ungestört durch den 4 Meter großen kreisrunden Ausschnitt im Betonrahmen noch viele Jahre weiter wachsen.
Mit der Idee „Kleines Haus – ganz groß“, ist es gelungen, der bis zu viergeschossigen Nachbarbebauung städtebaulich mit einem Wohnhaus etwas deutlich entgegen zu setzen.
Leistungen SPAP
Planung und Realisierung, Hochbau und Außenanlagen
Mitarbeiter
Markus Bödecker, Ho-Ling Cheung, Ulrike Witt