-Lübeck
Masterplanung Wallhalbinsel

städtebaulicher Wettbwerb 2008
Größe:
6,5 ha, Neubauten BGF 120.000 m²
Auftraggeber:
DCP Germany GmbH |  Stadt Lübeck

Programm

Masterplanung, städtebaulicher Entwurf, Freiraumplanung der zentralen hist. Wallhalbinsel
Hochwertiges Wohnen, Büro, Gewerbe, Gastronomie

Einfach, ruhig und gezielt unspektakulär

Leitidee | Elementar einfache, gegeneinander versetzte Baufelder, analog der historischen Lagerhausstruktur, werden stadtraumbildend und identitätsstiftend besetzt und formulieren so die städtebauliche Gesamtidee.

Städtebau, Architektur und Freiraum | Die sensible Auseinandersetzung mit der Historie der Wallhalbinsel, der Besonderheit des Ortes und die Besonderheit des UNESCO Welterbe Status der Lübecker Altstadt, mahnen zu einem zurückhaltenden und in sich ruhendem Konzept. Ganz selbstverständlich versucht dieser Vorschlag kein unverrückbares architektonisches Bild zu erzeugen, sondern viel mehr die Ziele aufzuzeigen, die eine weitergehende Entwicklung in den nächsten Jahren leisten muß.

Dabei werden prägnante und eigenständige Stadtbausteine räumlich geschickt komponiert, so dass in ihrer Anmutung eine hohe Identität, Aufenthaltsqualität und Verbundenheit zur Lübecker Stadtstruktur in den Vordergrund treten. Modische Attitüden sollen dabei gänzlich außen vor bleiben, um langfristig ein Stück substanzielle und authentische „Stadt“ mit Bestand formulieren zu können. Der Schönheit der Altstadtsilhouette wird mit zeitgemäßen, wie eindeutigen Mitteln Rechnung getragen. Sich zurücknehmen, ist das bestimmende Credo. Ruhe, Einfachheit und räumliche Qualität sind die Ziele.

Der konsequenten Definition des stadträumlichen Außenraumes mit hoher Qualität kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Letztlich wird aus diesem Gerüst heraus entwickelt. Dabei werden die besonderen Qualitäten dieses einmaligen Ortes gezielt herausgearbeitet:

Beide Wasserseiten reagieren unterschiedlich auf ihr Gegenüber. Eine fast geschlossene Seite zur Altstadt und eine eher aufgelockerte Seite zur Roddenkoppel.

Die Geschossigkeit staffelt sich geschickt von einer 6-Geschossigkeit entlang des Wallhafens zu einer 4-Geschossigkeit entlang des Hansahafens, integriert dabei spielerisch den Bestand, um letztlich zurückhaltend auf die Altstadtseite reagieren zu können.

Blickbeziehungen sind möglich zu den „Türmen“ der Altstadt und hinüber zur Roddenkoppel. Durchblicke von der Roddenkoppel bis zur Altstadt und umgekehrt stellen sicher, dass die Silhouette der Altstadt stetig präsent ist.

Alle Nutzer haben Kontakt zum Wasser, auch aus der 2. Reihe im Bereich des Wohnens

Eine zusammenhängende Raumfolge von versetzten Fugen, in denen dicht stehende Baumlinien den Blick über das Wasser leiten und drei markante Platzräume mit eigenen Identitäten, bilden das stadträumliche Rückgrat.

Der Platz am Brückenhaus für Veranstaltungen und Feste als Auftakt ins Quartier, als offener, flexibler Raum. Eine Baumhalle gliedert den Raum, offeriert Aufenthaltsbereiche im lichten Schatten und fokussiert den Blick auf das alte Brückenhaus. Weiter vorne als Entree, Raum für eine Großplastik zur Adressbildung.

Der Platz am Forum als Marktplatz, gefasst durch die MediaDocks und das „Forum“ selbst, entwickelt sich fließend aus der inneren Achse. Eine große Freitreppe, die die verschiedenen Niveaus verbindet, wird einladende Bühne und geschützte Aufenthaltsfläche des öffentlichen Lebens.

Der Platz am Wasser mit der grünen Spitze der Wallhalbinsel, Ort des Genießens mit Gastronomie und Ort der Ruhe und Kontemplation, am historischen „Teufelsort“ auf der Spitze und dem weiten Blick die Trave hinab zur Ostsee. Die baumbesetzte Inselspitze erinnert an das frühere Bild der „grünen Besetzung“ und entwickelt geschützte Aufenthaltsbereiche im lichten Schatten. Die Spitze selbst bleibt somit baulich gezielt unbesetzt und entwickelt sich geschickt gestaffelt zur wichtigen, fast geschlossenen Raumkante zur Lübecker Altstadt. Steht man auf der Bastion der neuen Brücke zwischen Hafenstrasse und Einsiedelstraße, erkennt man deutlich, dass baulich nichts auf der Spitze der Wallhalbinsel sein darf, um die grandiose Silhouette Lübecks nicht zu stören.

Kleinere „Zwischenräume“ bzw. Fugen bieten darüber hinaus besondere eigene Qualitäten.

Die Promenaden am Hansa- und Wallhafen bilden die fußläufige Haupterschliessung. Gerade hier am Wasser „spielt die Musik“. Von hier wird fußläufig nach Innen erschlossen.

Der lineare „Innenraum“ selbst bleibt Verkehrserschliessung und großzügiger, multifunktionaler Straßenraum (Mischfläche).

Der Charme des herben, industriellen Hafencharakters bleibt durch die Typologie der vorgeschlagenen Architekturen und die Gestaltung der Freiflächen erhalten bzw. schreibt ihn betont schlicht fort. Das bisherige Großsteinpflaster bildet auch zukünftig das prägende Belagsmaterial der Insel. Intarsienartig werden Ortbetonflächen eingefügt und durch Doppelbäume räumlich akzentuiert. Sie kennzeichnen so belagsbündig die erforderlichen Stellplätze und bieten dezente Führung. Schienenfragmente werden größtmöglich integriert.

Die entwickelten Architekturen werden als monolithische Ziegelarchitektur vorgeschlagen. So wird Homogenität, Zusammengehörigkeit und ein Maximum an Plastizität generiert. Eine Auflockerung durch gezielt integrierte Stahl/ Glaskonstruktionen in Teilbereichen ist wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Nachhaltigkeit wird über Materialwahl und zeitgemäße technische Ausstattung generiert. Wirtschaftlichkeit ist durch Umsetzung der vorgebenden BGF und einfache Bauprinzipien gewährleistet.

Die Struktur stellt eine hohe Alltagstauglichkeit und Robustheit für eine längerfristige Entwicklung sicher, dies aber deutlich ohne die sensiblen Besonderheiten des Ortes zu vernachlässigen. Das Konzept generiert eine phasenweise Realisierbarkeit über klar definierte Baufelder. Entwicklungsfähigkeit und Veränderbarkeit, ohne die Grundidee zu kolportieren, sind auf diese Weise gesichert.

Nutzung | Die Nutzungsverteilung folgt klar der Ergänzung des Bestands und den sinnfälligen örtlichen Gegebenheiten. Gegenüber den MediaDocks entsteht am großen Binnenplatz das „Forum“ als Mischkomplex und zentraler Punkt der Nahversorgung mit Gastronomie und vielfältigen ergänzenden Nutzungen. Im vorderen Bereich der Wallhalbinsel zur Willy-Brandt-Allee sind folgerichtig vornehmlich Büro- und Dienstleistungsnutzung angesiedelt, ergänzt durch Gastronomie, kulturelle Nutzungen und vereinzeltes Wohnen als Penthouses. Im hinteren Bereich der Halbinsel entsteht ein Wohnpark mit halböffentlichem Charakter, hohen räumlichen Binnenqualitäten und öffentlichen Durchwegungen. Gastronomische Ergänzungen finden Platz in der Brückenfuge zu den MediaDocks und am Wasserplatz, sowie im Bereich der Marina. Ebenso sind kleine Shops für Wassersport u.a. an der Nordwestkante denkbar und leicht zu integrieren. Ein Hotel mittlerer Größe, aber mit besonderer Anmutung, ist alternativ auf dem letzten Baufeld an der Spitze denkbar.

Erschliessung, ruhender Verkehr, Tiefgaragen | Das Gesamtareal wird als ein einheitlicher wie verbindender Raum begriffen, indem der Verkehr im Sinne des shared-space organisiert wird. Besonderheit ist, dass der Wohnpark verkehrsfrei, nur für die Feuerwehr, Fußgänger und Fahrräder zugänglich bleibt. Zusätzliche Andienungsmöglichkeiten erfolgen hier kontrolliert und zeitlich begrenzt über den Kai oder über die große Garage im Sockel. Alle übrigen Garagen für den ruhenden Verkehr werden über die zentrale Mittelerschliessung angefahren. Ruhende Verkehre durch Besucher finden zum Teil in der Mischfläche oder in Tiefgaragen statt. Insgesamt können max. ca. 1200 Stellplätze generiert werden.

Mitarbeiter

Deniza Georgieva, Dirk Brandau, Dominik Gerlich

Landschaftsarchitekten: lohrer.hochrein

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