-Bremerhaven
Bundesforschungsanstalt für Fischereiwesen

Wettbewerb 2006, 4. Preis
Größe: BGF 5.200 m²
Invest: 11,0 Mio. EUR
Auftraggeber: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Senat Bremen

Programm

Neubau Laborgebäude für Fischereiökologie mit Laboren, Sonderlaboren S2, Isotopenlaboren, Büros
Planungskonzept und Entwurf, Technisches Konzept

Architektonische Idee | Ein Monolith, dessen Sockel die Kaje selbst ist. Ein Block, der ein plastisches Ganzes mit der Kaje wird. Ein Gebäude, authentisch und substanziell, das sensibel auf die örtlichen Gegebenheiten eingeht und selbstbewusst, aber mit einer gewissen Zurückhaltung, diese besondere städtebauliche Situation prägend klärt. Ein Baukörper, der sowohl mit der Ziegelkaje des Fischereihafens, als auch mit der Böschung der ehemaligen Werft ein unverrückbares Gesamtbild wird. Eine elementare Komposition, die sich selbstverständlich und konsequent aus dem Ort und der gestellten Aufgabe herleitet.

Funktionales Konzept | Die gezielt gestreckte Eingangssituation als sanfte Rampe entlang einer Stahlwand (Corten-Stahl als Antwort auf die rostige Spundwandkonstruktion der Rückseite der Kaje) endet im Foyer, direkt am Hafenbecken mit Blickbezug nach Norden zur See. Von hier werden sämtliche Bereiche des IFÖ funktional erschlossen und über die große Höhe des Foyers räumlich miteinander verbunden.

Sämtliche Laborbereiche sind übereinander angeordnet. Sie sind effizient und flächenwirtschaftlich mit größtmöglicher Flexibilität technisch über zwei zentrale Kernschächte erschlossen. Nach Süden entwickelt sich das Haus zu einem eingeschossigen Gebäudeteil, der sämtliche Lagerhaltungs-, Andienungs- und Entsorgungsfunktionen sowie den großen Bereich der Aquakulturen und Teilbereiche der Technik aufnimmt. Der große und prägende Bereich der Wasserkreisläufe bildet im Zentrum des eingeschossigen Baukörpers eine eigene Halle, die deutlich die Besonderheit dieser Funktionseinheit innerhalb des Instituts zeigt. Das gläserne Dach ist per starrer Lamellenkonstruktion verschattet.

Über die gesamte Tiefe des Gebäudes besteht ein multifunktionaler Andienungs- und Entsorgungsbereich als Teil des „Betriebshofes“. Hier können überdacht verschiedenste Güter zwischengelagert sowie logistisch ver- und entsorgt werden. Vom Wasser wird an der Westseite direkt angedient. Sowohl aus architektonisch konzeptioneller Erwägung als auch aus verschiedenen funktionalen Vorteilen liegt das Erdgeschoss in Teilbereichen ca. 1,50 m über Straßenniveau (Technik der Wasserkreisläufe; Andienung).

Technisches Gebäudekonzept –Wärmeversorgung Erdwärme | Der Standort mit kiesigem, sandigem Untergrund bietet hervorragende Bedingungen zur ressourcenschonenden Beheizung und Kühlung. Umweltwärme, die im Erdreich gebunden ist, wird über Erdsonden gesammelt und durch eine Wärmepumpe die Gebäudebeheizung ermöglicht. Da der Temperaturunterschied zwischen dem Wärmelieferanten Erdreich und den nachfolgend beschriebenen Wärmeverbrauchern nur etwa 30 K beträgt, ist der Antriebsbedarf für eine Wärmepumpe sehr gering.

Kälteversorgung | Die Erdwärmesonden weisen ganzjährig Temperaturen zwischen 6°C und 18°C auf. Damit ist das Temperaturniveau für Hochtemperaturkälteverbraucher, wie die Kühlung der raumlufttechnischen Zentralgeräte im reinen Kühlbetrieb bereits nutzbar. Für Niedertemperaturkälteverbrauche ist das Erdreichtemperaturniveau nicht niedrig genug. Hier muss ganzjährig eine Kältemaschine zwischengeschaltet werden. Dies ist jedoch keine zusätzliche Kältemaschine, sondern die bereits zur Beheizung eingesetzte Wärmepumpe, die im Sommer für die Kälteerzeugung eingesetzt wird.

Raumkonditionierung Labore | Die Zuluftversorgung wird durch eine zentrale Luftaufbereitung vorgesehen. Die Abluftbehandlung wird vollständig getrennt von der Zuluftversorgung vorgesehen. Die Digestorien bekommen eine eigene Abluftleitung aus korrosionsfesten Materialien und werden vom sonstigen System getrennt geführt. Die Auslegung des Kreislaufverbundsystems für einen Wärmerückgewinnungsgrad von 80% ermöglicht als Vorteil die Einkopplung von Niedertemperaturwärme aus dem Wärmepumpenprozess zur Beheizung der Zuluft und von Hochtemperatur Kälte zur Kühlung der Zuluft aus dem Erdwärmespeicher.

Beheizung | Auf Grund des hohen Dämmstandards und der Abdeckung der Lüftungswärmeverluste durch eine energieeffiziente raumlufttechnische Anlage kann die Beheizung mit statischen Heizflächen mit einer max. Vorlauftemperatur von 40° C realisiert werden.

Medienversorgung | Die Versorgung mit geforderten Medien wird mit einer Ringleitung mit zweiseitiger Einspeisung vorgesehen. Die Steigeleitungen werden in den begehbaren Schächten geführt. Die Entsorgung wird getrennt für Schmutzwasser, Laborabwasser und Regenwasser vorgesehen. Das Laborabwasser wird über eine Neutralisationsanlage geführt und dann über die Schmutzwasserentwässerung abgeleitet.

Reinraumlabore | Die einzelnen Labore mit Reinraumanforderungen werden nach dem Fanfilter Unit Prinzip dezentral realisiert. Dies vermeidet die Führung großer Luftmengen über Schächte zu Zentralen und reduziert den Platzbedarf im Gebäude damit beträchtlich.

Wasseraufbereitung Aquakultur | Durch die Konzeption eines bekriechbaren Ganges unter den Räumen für die Aquakulturen ist eine hohe Flexibilität für die Nachrüstung von zusätzlichen Einlaufpunkten gegeben und weiterhin die Möglichkeit der ständigen Beobachtung der Abwasserstränge. Ebenfalls ermöglicht dies die Flexibilität zwischen Kaltwasserkreisläufen und Warmwasserkreisläufen auch zu späteren Zeitpunkten noch umbauen zu können. Die Versorgung der unterschiedlichen Aquakulturen mit Frischwasser findet an den Wänden bzw. an der Decke statt. Die Entwässerung des Bodens der Aquakulturen wird über ein separates Schmutzwassersystem vorgesehen. Hierdurch wird sichergestellt, dass kein bedenkliches Wasser in die Wasserkreisläufe der Aquakulturen eingespeist wird.

Elektrotechnik | Die Versorgung des Institutes mit elektrischem Strom erfolgt aus zwei Netzen. Normalnetz und Ersatznetz. Die Verbraucher werden gemäß ihrer Wichtigkeit den jeweiligen Netzen zugeordnet. Das Ersatznetz wird über ein Notstromdieselaggregat im Institut sichergestellt. Über eine Zentralbatterieanlage werden zusätzlich versorgt Sicherheitsbeleuchtung, zentrale Server und Laboranwendungen, welche eine entsprechende Sicherheitsversorgung benötigen. Die Beleuchtungsstärke wird je nach Notwendigkeit von 200 bis 500 Lux vorgesehen. Die Schaltung der Beleuchtung erfolgt über Schalter bzw. über Präsenzmelder und Tageslichtsensoren.

Zentralschächte als Konzept der Medienführung | Zur Ver- und Entsorgung der einzelnen Labore sowie der Labornebenräume ist eine vertikale Medienführung in zwei zentralen Schächten vorgesehen. Dieses Infrastrukturkonzept der vertikalen Erschließung zeichnet sich dadurch aus, dass die Schächte begehbar sind und die Medien in den Verkehrsflächen geführt werden, so dass Beeinträchtigungen des Laborbetriebes durch die erforderlichen Wartungsmaßnahmen sowie Querbeeinflussungen bei erforderlichen Umbauten bzw. Erweiterung sich nicht auf den Laborbetrieb auswirken. Die wesentlichen Technikzentralen des Institutes befinden sich in der oberen Ebene. Hier werden in direkter Andienung zu den Versorgungsschächten die erforderlichen Zentraleinheiten aufgestellt. Durch diese Anordnung werden Aufwendungen für vielfache Einbringschächte, Luftansaugungen und Infrastrukturkanäle im Gebäude vermieden.

Mitarbeiter

Ralf Herkrath, André Boucsein, Benjamin Bebiolka

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