D-Bonn
UN Campus Int. Kongresszentrum Bundeshaus Bonn – IKBB
Internationaler Wettbewerb 2004, 3. Preis
Größe: BGF 68.814 m²
Invest: 90,0 Mio. EUR
Auftraggeber: Stadt Bonn, Projektgruppe IKBB
Programm
Neubau von Kongresshalle, Restaurationsbereichen, Hotel, Büros, Parkhäusern
United Nations Standort Bonn, Planungskonzept und Entwurf, Technikkonzept
Ein Solitärensemble im Park
Vorwort| Ist es richtig, kompromisslos alte und liebgewonnene Substanz zu überplanen? Substanz, teilweise mit zurückhaltender architektonischer Qualität, wenn auch keine Meisterwerke. Aber auch Substanz ohne bauliche Qualität, doch mit bundesrepublikanischer Historie? Auch Schwipperts Plenarsaal von 1949 musste in den 80ern weichen – für etwas Neues, den damaligen Anforderungen viel überzeugender gerecht werdend – und der ehemaligen hohen architektonischen Qualität von Schwippert um nichts nachstehend. Wenn das Neue verspricht, besser zu sein, ja der neuen Funktion viel adäquater gerecht zu werden, wenn hier durch Neuordnung viel mehr städtebauliche, architektonische und gerade auch landschaftsplanerische Qualität entsteht, wenn dazu die wirtschaftliche Nutzung der Altbauten ohnehin äußerst fragwürdig ist – dann gibt es eine Berechtigung, auch vermeintlich schützenswerte Bauten, gerade auch an dieser sehr bedeutenden Stelle Bonns zu überplanen.
Konzept und Idee | Ein Solitärensemble im Park, das das „neue“ alte Bundeshaus, aber auch die ehemaligen Abgeordnetenappartments, Teil des Ensembles werden lässt und die städtebauliche Idee integriert. Der Park ist Puffer und Übergang zu der eigentlichen Bonner Stadtstruktur. Der Gedanke der „freistehenden Pavillons“, bzw. der lockeren und heiteren Bebauung dieses Bonner Viertels wird weiter gedacht und auf Kongresshalle, Hotel und Bürogebäude übertragen.
Drei Solitäre, jeder für sich eigenständig und wiedererkennbar werden um einen großzügigen Platz gruppiert, an dessen Stirnseite Behnischs Bundeshaus gebührend „vor Kopf“ den Platz trotz seiner geringen Baumasse deutlich dominiert. Das neue, alte Plenum tritt als „gleichberechtigter“ Partner in das städtebauliche Ensemble und ergänzt dieses um einen vierten Baustein. Die Materialien aller vier gemeinsam, als Referenz an Behnisch, aber auch als Zeichen der Einheit: Glas, teils farbig und schwarzer Stahl. Der Eingangsbereich zum ehemaligen Plenum, schwarz, stählern, von zeitloser Eleganz und Schönheit. Die neue Kongresshalle, schwarz, stählern, zurückhaltend in ihrer Anmutung, fast geduckt, leicht, eher wie ein Pavillion, das neue alte Plenum würdig respektierend und keinesfalls erdrückend.
Das Hotel, schwarz, stählern, deutlich akzentuierend.
Alle zusammen bilden eine städtebauliche Einheit mit großer Präsenz, aber auch zurückhaltender Schlichtheit, ganz in der Bonner Tradition. Es entsteht ein UN-Campus, der einerseits große Identität schafft, dabei gut funktioniert und andererseits für Bonn ein bereits bestehendes großzügiges und hochwertiges städtebauliches bzw. landschaftliches Konzept weiterdenkt.
Der neue Platz der Nationen, in seiner Größe dem künftigen Anspruch gerecht werdend ohne überzurepräsentieren – wird dieser geprägt durch den Fahnengarten der Nationen. Die Neubauten sind Solitäre im Park und haben keine „Gebäude-Rückseiten“, wie die einzelnen Baukörper auch bewusst gegeneinander versetzt sind bzw. keine vorhandenen oder neuen Baukörperfluchten aufgenommen worden sind. Das macht die Neubauten von überall erfahrbar und das ohnehin freie Konzept wird noch einmal mehr unterstrichen. Ein Ensemble mit Fernwirkung, von Weitem für jeden Besucher erkennbar. Bereits von der Adenauerallee ist der Behnischbau, sowie die neue Kongresshalle mit dem Platz der Nationen nun zu sehen. Gleiches gilt für die Blickbeziehung zwischen Heussallee und Kongresshalle bzw. Hotel. Im Ergebnis, starke Solitärbaukörper qualitätvoll um einen Platz gruppiert, zusammen stark als internationales UN-Kongresszentrum. Selbstverständlich in den gegebenen städtebaulichen Kontext integriert.
Alle Neubauten können sukzessive in Abschnitten realisiert werden und praktisch, soweit erforderlich von unterschiedlichen Betreibern betrieben werden. Realteilungen sind einfach umzusetzen.
Mitarbeiter
Ralf Herkrath, Monika Heliosch, Kai-Bastian Both, Cathrin Fleitmann, Jan Holzhausen
ARGE: Heinrich & Wörner