D-Bochum
Justizzentrum Bochum
Wettbewerb 2008
Größe: BGF 43.270 m²
Invest: 77,5 Mio. EUR
Auftraggeber: Bau- und Liegenschaftsbetrieb, BLB NRW Dortmund
Programm
Neubau von Amts-, Land-, Arbeitsgericht, Staatsanwaltschaft, Saalbaukörper
Planungskonzept und Entwurf, Technisches Konzept
Leitidee | Ein zentraler Saalbaukörper wird Nukleus, funktionales „Drehkreuz“ im Gesamtkomplex und erste Justizadresse für die Öffentlichkeit. Alle Gerichte und die Staatsanwaltschaft gruppieren sich mit ihren administrativen Bereichen, um diesen zentralen Bau und unterstreichen dessen besondere öffentliche Wichtigkeit als Abbild der dritten Gewalt im demokratischen Rechtsstaat.
Städtebau und Architektur | Aus der Heterogenität der Aufgabenstellung und städtebaulichen Auseinandersetzung hat sich ein differenziertes Gebäudeensemble entwickelt, dass die Situation am Ostring unter Einbeziehung des alten Gymnasiums löst. Vier Höfe und das zentrale Atrium des Saalbaukörpers definieren im Inneren die unterschiedlichen Funktionen aus Land-, Amts- und Arbeitsgericht sowie der Staatsanwaltschaft. Architektonisch werden diese verschiedenen Funktionen ebenso über unterschiedliche Fassadenthemen und Oberflächen innerhalb einer Fassadenfamilie nach außen subtil ablesbar. Einzig der Saalbaukörper wird als „Herz“ der Justiz besonders architektonisch hervorgehoben. Ein Ensemble, das die Zentralität aller Gerichtsfunktion in Justizzentrum sichtbar macht. Eine großzügige Zugangssituation führt Besucher und Nutzer vom Ostring auf den „Platz der Justiz“ – ein Innenhof mit hohen Aufenthaltsqualitäten, zurückgesetzt vom verkehrsintensiven Ostring.
Der zentrale Saalbaukörper beherbergt den Haupteingang und führt den Besucher gezielt weiter in das Atrium dieses Gebäudeteils – ins Zentrum des Gesamtkomplexes. Von hier sind alle Bereiche und Funktionen einfach und klar auffindbar. Die Offenheit und räumliche Anmutung, das Spiel aus Licht und Schatten im Inneren des Atriums sind Ausdruck von Transparenz, bürgerfreundlichem Service und unterstreichen das Bild von einer unabhängigen Justiz im demokratischen Rechtsstaat. Der große Innenraum, an dem sich sämtliche Gerichtssäle befinden, wird selbst vor und nach den Verhandlungen Versammlungs-, Aufenthalts- und attraktiver Warteraum für den Bürger.
Das Gymnasium wird auf einfache Weise zu einem Hofbaukörper für das Amts- und Arbeitsgericht arrondiert. Das Landgericht mit den sozialen Diensten im Sockel, definiert kraftvoll die städtebauliche Ecksituation am Ostring und bildet einen ablesbaren Gebäudewinkel um den Saalbaukörper. Die Staatsanwaltschaft mit dem geringsten Publikumsverkehr befindet sich, im hinteren Teil des Gebäudekomplexes. Hier wird städtebaulich mit den Verfügungsbauten für justiznahe Dienstleistung der „Platz an der Staatsanwaltschaft“ definiert. So erhält auch der hintere Bereich eine städtebauliche Qualität und Adressbildung. Hier befindet sich in der Nähe der Parkpalette ein videoüberwachter, kontrollierter Nebeneingang, ausschließlich für Mitarbeiter des Justizzentrums. Für die Öffentlichkeit unsichtbar, geschieht der An- und Abtransport der Häftlinge.
Energie- und Klimakonzept | Das Energiekonzept erfasst Überschusswärme/-kälte und lagert diese in einem geothermischen Energiespeicher ein, um damit im Winter das Gebäude zu beheizen und im Sommer zu kühlen. Als geothermischer Energiespeicher wird ein unter dem Gebäude zu errichtendes Erdsondenfeld genutzt. Das Erdreich dient als Pendelspeicher. Im Heizbetrieb wird dem Boden Energie entnommen, die während des Kühlbetriebs in den Boden zurückgeführt wird. Eine optimierte Energieausnutzung unterstützt die Regeneration des Erdbodens und garantiert die dauerhafte Funktion des Erdwärmespeichers.
Durch eine Wärmepumpe wird dem Energiespeicher über ein Tauschersystem Wärme entzogen. Diese wird innerhalb der WP auf ein höheres Temperaturniveau gebracht und kann dadurch für Heizzwecke genutzt werden. Im Kühlfall wird die dem Boden entzogene Energie direkt zur Verfügung gestellt.
Durch das benötigte, geringe Temperaturniveau der Flächentemperierung kann über das System ca. 75% der benötigten Heizjahresarbeit abgedeckt werden. Die Lastspitzen werden über die Fernwärme gedeckt.
Heiz-/Kühlsysteme | In den Gerichtssälen werden Heiz-/Kühldecken eingebaut, die zum Beheizen bzw. Kühlen der Räume dienen. Da die Abhangdecke nicht bis zur Fassade reicht, werden im Bereich der Fassade Unterflurkonvektoren angeordnet, wodurch die Behaglichkeit im Fensterbereich gewährleistet wird. In den neu errichteten Büros wird eine Bauteilaktivierung in den Geschossdecken vorgesehen. Zusätzlich wird im Fassadenbereich ein regelbares Ergänzungssystem (Randzonentemperierung) über in die Betondecke eingelassene Heizelemente geplant.
Lüftungsanlagen | Die Büros werden über zu öffnende Fenster natürlich belüftet. Für die Be- und Entlüftung der Gerichtssäle, der Küche und Kantine, sowie der Bücherei kommen mehrere Lüftungsgeräte zum Einsatz. Das Lüftungsgerät für die Gerichtssäle wird zusätzlich mit einer adiabaten Kühlung (Verdunstungskälte) ausgestattet. Das Kühlpotential wird dadurch erzeugt, dass die Raumabluft großflächig mit Wasser in Verbindung gebracht wird. Die vorhandene Wärmerückgewinnung nimmt die Verdunstungskälte auf und kühlt damit die benötigte Frischluft des Raumes.
Tageslichtnutzung / Sonnenschutz | Die Verglasungen ermöglichen eine gute Belichtung der Büroflächen, sowie der Gerichtssäle und reduziert den Kunstlichtanteil. Im Bereich der Fassade sorgt ein außenliegender Sonnenschutz hinter der Prallscheibe für eine mögliche Verschattung. Dieser Sonnenschutz verhindert Wärmeeinträge und kann auch bei starkem Wind aktiv bleiben.
Mitarbeiter
Deniza Georgieva, Dominik Gerlich, Dirk Brandau, Seyedeh Gorning