A-Innsbruck
Aufstockung der Kopfklinik des Landeskrankenhauses
Internationaler Wettbewerb 2005, 3. Preis
Größe: BGF 9.000 m²
Invest: 22,0 Mio. EUR
Auftraggeber: TILAK, Tiroler Landeskrankenanstalten Ges.m.b.H., Innsbruck
Programm
Umbau und Erweiterung der Zentralklinik mit Gynäkologie und Onkologie,
Krankenstationen, Verwaltung und neuen Rettungswegen der Klinik
Planungskonzept und Entwurf, Technisches Konzept, Statisches Konzept
Dach-Landschaft
Entwicklung der architektonischen Idee | „Für die Beurteilung…ist die Eigenständigkeit des Entwurfes das entscheidende Kriterium.“(Zitat der Auslobung). Die ohnehin heterogene Architektur der vorhandenen Kopfklinik um eine Aufstockung zu ergänzen, birgt eine große Diffizilität in sich, aber auch, gerade städtebaulich betrachtet, eine große Chance. Diese städtebauliche wie architektonische Lösung, eigenständig, authentisch und originär, nicht originell, ist hier die durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Neben den selbstverständlichen, pragmatisch funktionalen und technischen Voraussetzungen, geht es primär um die architektonische Idee, um das Leitbild, das sich bei nutzenden und betrachtenden Menschen später manifestiert. Architektur mit Fernwirkung innerhalb des Innsbrucker Panoramas, innerhalb des Stadt- und Landschaftsgefüges.
Zwei Seelen wohnen in der Brust der Architekten. Ach, wie einfach wär es doch, das Programm oben drauf, in ein bis zwei weiteren Schichten– fertig. Funktionieren würde es auch. Mit ein paar eleganten Fassadendetails gibt es ein nettes „Kleidchen“ und alles scheint im Lot. Doch das kann die Lösung hier nicht sein! Das wäre keine Idee, schon gar kein Leitidee, keine Architektur an dieser Stelle, höchstens banale Funktionsergänzung. Ein letztes Geschoss, ein Gebäudeabschluss soll es sein. Mit Fernwirkung in der Innsbrucker Stadt-Landschaft und innerhalb der topografischen Landschaft um Innsbruck herum.
Die Dach-Landschaft ist die Idee! Dieses Leitbild vor der grandiosen Innsbrucker Bergkulisse (Karwendel/Nordkette) als abstraktes Abbild der Berge. Denn zeichnet man aus großer Entfernung die Gipfel in unterschiedlicher Entfernung nach, ergibt sich eben diese weiche, wellenförmige Bewegung. Kein Formalismus, sondern architektonische Leitidee, konsequent auch aus den Funktionen entwickelt.
Denn letztlich ist diese Dachlandschaft auch Abbildung des gestapelten Raumprogramms darunter und schafft in dessen Inneren höchst qualitätvolle Maisonette-Stationen mit Atrien und Terrassen. Denn eben diese räumliche Qualität erscheint so wichtig, baut man für den kranken Menschen.
Funktion |Die Atrien und Terrassen schaffen freie zusätzliche Aufenthaltsbereiche für Kranke und Personal. Sie sind „Licht- und Sauerstoffstationen“ für die Kernbereiche der Ebenen und ermöglichen kurze windgeschützte Frischluftaufenthalte in 40 Meter Höhe. Darüber hinaus belichten sie mit Grünbereichen qualitätvoll die Krankenstationen. Beides Funktionalqualitäten neben der räumlichen Qualität, die dem Heilungsprozess entscheidend dienlich sein können. Die Stationen sind als Maisonette-Stationen konzipiert. Dies schafft funktionale Ordnung und durchaus eine weiteres Mal räumliche Qualität durch die lufträumliche Verbindung beider Ebenen. In diesem Luftraumbereich befindet sich jeweils der Stationsstützpunkt. Hier wird ein großzügiger Bereich geschaffen, der neben den Auflockerungen durch die beschriebenen Atrien und Terrassen ebenso die starre und wenig qualitätvolle konventionelle Korridorsystematik aufbricht und deutlich verbessert. Schließlich sind es die Krankenzimmer selbst, denen außerordentliche Aufmerksamkeit gebührt, um den kranken Menschen eine höchst qualitätvolle Atmosphäre zu schaffen und dennoch einwandfreie pflegerische Funktion zu generieren.
Bei der Höhenlage von bald 40 Metern und dem sagenhaften Rundum-Panoramablick erscheint es schon selbstverständlich die Zimmer längs zur Fassade zu legen, um die Patienten eben diesen herrlichen Panoramablick durch Senkrechtstellung der Betten zur Fassade genießen lassen zu können. Folgerichtig ist in diesem Fall dann auch die bodentiefe Verglasung, um einen ungestörten Blick sicherzustellen. Fassadentechnisch in der Krankenhausplanung vielleicht ein Novum, doch durchaus funktional unproblematisch. Die zweite Haut als Einfachverglasung schützt in diesem Fall vor Windbelästigung des Sonnenschutzes und beim Lüften und schafft psychologisch und real wirksamen Absturzschutz. Die große Variabilität der Zimmer, Senkrechtstellung der Betten zur Wand oder gemischt, sei hier nur am Rande erwähnt.
Mitarbeiter
Ralf Herkrath, Jan Holzhausen, Sébastien Rahuel
mit Heinrich & Wörner